5. Juni 2016
Pause ohne Anfang
23. November 2015
Herbst am Zentralfriedhof
Bevor ich gänzlich in meiner Weihnachts- und Wintereuphorie aufgehe, möchte ich noch einige Bilder teilen, die an einem sonnigen Herbsttag am Wiener Zentralfriedhof entstanden sind. Ich mag die Friedhofsatmosphäre – nicht nur am großen Zentralfriedhof. Dort hat es mir allerdings der alte, jüdische Teil besonders angetan. Die Grabsteine und Denkmäler sind unglaublich schön und kunstvoll gestaltet. Ein Spaziergang durch den jüdischen Friedhof wirft natürlich auch Gedanken auf, die ganz und gar nicht schön sind, aber auch diese Dinge dürfen – gerade in der heutigen Zeit – nicht vergessen werden. Ich versuche in solchen Momenten immer, mir die schönen Seiten des Lebens derer auszumalen, deren Namen ich auf den Grabsteinen lese. Wer waren sie? Womit haben sie ihr Leben verbracht? Wen haben sie geliebt?
Genau das fasziniert mich an Friedhöfen so sehr: Die vielen Geschichten, die hier gemeinsam mit den Toten begraben liegen. Die Geheimnisse, die mit ins Grab genommen wurden und die Erinnerungen an alltägliche Freuden und Leiden aus vergangener Zeit. Obwohl ich all die Menschen nicht kannte, erwachen sie in meinen Gedanken zum Leben und werden zu Protagonisten in Geschichten, die so wahrscheinlich nie stattgefunden haben. Und gleichzeitig hat die Vorstellung, dass eines Tages vielleicht jemand mir gedenkt, ohne mich gekannt zu haben, etwas sehr schönes und beruhigendes an sich.
21. November 2015
Wintereinbruch
Die Heizung plätschert vor sich hin. Draußen fallen seit Tagen die Blätter, bald sind keine mehr übrig. Der Oktober zieht vorbei und führt uns sanft in die kalte Zeit; in die stille Zeit. Ich werde ruhig wenn die Bäume ihr Laub loslassen und die Berge im Nebel versinken. Die Farben sind warm, die Luft ist kalt. Da ist diese Frische in der Luft, die mich bei jedem Atemzug mit Leben füllt. Meine Wangen färben sich rot, ich vergrabe die Hände in den Jackentaschen; ziehe den Kopf ein und den Mantel fester zu. Aber das ist kein Rückzug, kein Verstecken, keine Resignation. Ein wohliges Einkuscheln, ein Ankommen in der neuen Jahreszeit. In der schönsten Jahreszeit.
Geschrieben habe ich diese Zeilen Ende Oktober, doch ich habe mich offensichtlich zu früh gefreut: Nachdem das Wetter im vergangenen Monat uns schon beinahe den Winter vorgegaukelt hatte, überraschte der November noch ein Mal mit einer warmen, fast frühlingshaften Atmosphäre. Für eine Liebhaberin der kühlen Jahreszeit waren die Temperaturen ja schon beinahe zu warm – zumindest für den November. Spätestens, als die Frühlingsjacke wieder herausgekramt werden musste, war es vorbei mit der (zugegeben etwas verfrühten) Weihnachtsstimmung.
Als ich heute früh die Fenster öffnete, konnte ich ihn aber endlich riechen: den Winter. Beinahe über Nacht ist die Temperatur gefallen, genauso wie die letzten Blätter von den Bäumen. Endlich können die Wollsocken, die Kuschelpullover, der heiße Tee und auch die ersten Weihnachtslieder voll genossen werden – Ich freue mich! Auf dem Heizkörper liegen jetzt Orangenschalen, die einen herrlich winterlichen Duft verbreiten. Sie riechen nach Kindheit, nach Winter und nach Weihnachten. Und gleich geht es nach draußen, um die kalte Luft ein wenig meine Wangen küssen zu lassen.
17. November 2015
Herbstliche Auszeit in der Heimat
Vor zwei Wochen packte ich spontan meine Koffer (oder eher ein kleines Köfferchen) und fuhr für drei Tage in meine Heimat am anderen Ende Österreichs: Vorarlberg. Obwohl der Herbst sich auch in Wien von seiner schönsten Seite zeigte und nicht mit Sonnenstrahlen und buntem Laub geizte, wollte ich unbedingt raus aus der Stadt und ein paar schöne Tage am Land verbringen.
Der Herbst ist mir die liebste aller Jahreszeiten und seit ich den Großteil meiner Zeit in Wien verbringe, sehne ich mich pünktlich Mitte Oktober ungemein nach den Wäldern und der bunten Natur zu Hause in Vorarlberg. Das Ländle begrüßte mich mit herbstlichem Sonnenschein und ich genoss ein fabelhaftes Wochenende, voll von Wanderungen, Gartenarbeit und schönen Stunden mit der Familie.
Ich liebe die Natur das ganze Jahr über, aber nichts geht über eine lange Wanderung an frischer Herbst- oder Winterluft. Dieses Gefühl der Erfrischung, dieses Mit-Leben-Gefüllt-Sein macht die Zeit unter freiem Himmel perfekt: Die Wangen röten sich, manchmal vernebelt der eigene Atem einem die Sicht. Und dann verflüchtigt sich der Nebel, der Himmel wird in strahlendes Blau getaucht und die Sonne wärmt dir den Rücken.
Die Bilder entstanden während einer Wanderung durch das Hochmoor Hochhäderich, im Grenzgebiet zwischen Österreich und Deutschland.